Saarlandstraße
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5.10.24
Die Station Saarlandstraße, das ehemalige „Tor zum Stadtpark”, ist aus heutiger Sicht eher zu groß geraten. Von seiner früheren Bedeutung zeugen die imposante Eingangshalle und die breiten Treppen zu den beiden Bahnsteigen. Noch heute ist der Bahnhof viergleisig, auch wenn viele Stadtpark-Besucher heutzutage andere Wege nutzen und dieser großzügige Ausbau nicht wirklich gerechtfertigt erscheint. Hin und wieder werden auch heute noch Züge ein- und ausgesetzt.
Geschichte
Im Mai 1912 wurde der Bahnhof mit dem Namen Flurstraße eröffnet. Damals lag er noch auf weitgehend unbebauten Gebiet. Nur entlang der Flurstraße (der heutigen Saarlandstraße) entstanden bereits um 1910 einige Etagenhäuser. Die Station besaß damals nur einen Mittelbahnsteig, der auf einer Dammschüttung lag. Am östlichen Ende existiert ein Treppenhaus, dem sich der Zugang direkt auf die Straße führend anschloss. Insgesamt war der Bahnhof mit der heute noch so existierenden Station Sierichstraße vergleichbar.
Im Jahre 1901 kaufte die Stadt das so genannte Sierichsche Gehölz, um daraus einen Landschafts- und Erholungspark für die Hamburger Bevölkerung zu machen. Dies war so zu sagen ein Ausgleich für alte Grünflächen, die zunehmend bebaut wurden und für fehlende begrünte Höfe, die erst in den 20er Jahren mit der Änderung der Bebauungsordnung möglich wurden. Zwischen 1910 und 14 wurde der Stadtpark angelegt. In späteren Jahren wurde die Flurstraße in Stresemannstraße umbenannt, doch anstatt dieser Umbenennung zu folgen, wählte die Hochbahn bereits am 4. Juli 1924 den Namen "Stadtpark". Diesen Namen behielt die Hochbahn auch bei, als die Stresemannstraße in den 30er Jahren in Saarlandstraße umbenannt wurde. Mitte der 20er Jahre setzte hier mit dem Bau der Jarrestadt die Flächenbebauung ein, was zu einem sprunghaften Anstieg des Fahrgastaufkommens in diesem Bahnhof führte. Zusätzlich wurde es hier an schönen Sommertagen aufgrund des nahen Stadtparks mit seinen Ausflugslokal und der "öffentlichen Badeanstalt" eng, so dass sich für die Hochbahn die Notwendigkeit ergab, den Bahnhof bedarfsgerecht umzugestalten.
In ihren Anfangsjahren erzeugte die Hochbahn ihren elektrischen Fahrstrom selbst. Dafür baute sie auf dem Gelände der Hauptwerkstatt Hellbrookstraße ein Kraftwerk. Bereits 1907 war für dieses Kraftwerk der „Barmbeker Stichkanal” ausgehoben worden. Der Aushub wurde für den Bahndamm ab der Station Saarlandstraße in Richtung Borgweg verwendet. Die Kohle für das Kraftwerk kam per Bahn vom Güterbahnhof Barmbek oder per Schute durch den Stichkanal. Nicht ohne Grund wurde die Hauptwerkstatt mit Betriebshof und Kraftwerk ausgerechnet an der Hellbrookstraße gebaut: Das Gelände war unbebaut, noch nicht verplant und billig. Für die Anlieferung der Kohlen für das Kraftwerk auf dem Wasserweg per Schute konnte ein kurzer Stichkanal zum nahegelegenen „Osterbeck Canal” gegraben werden. Es rechnete sich deshalb sogar, gegenüber den ersten Planungen die Ringstrecke etwas länger zu machen und einen Umweg über Barmbeck vorzusehen (die älteren Pläne des Entwurfs der Schwebebahn sahen eine Streckenführung von Winterhude über den Goldbekplatz durch die Mühlenstraße zur Uhlenhorst vor. Barmbeck läge demnach außerhalb des Ringes).
Auf dem Gelände des Betriebshofs wurde ein repräsentatives Verwaltungsgebäude mit Front zur Hellbrookstraße errichtet. Es wurde nach Plänen der Architekten Volz und Jung 1912/1913 errichtet. Sie berücksichtigten dabei den damaligen Baustil der Schulbauten von Fritz Schumacher. Das Gebäude steht noch heute. Bereits 1919 zog die Verwaltung jedoch in die Innenstadt zur Steinstraße um.
Im Zuge des Barmbek-Umbaus ab 1926 nahm die Hochbahn dies zum Anlass, auch den Bahnhof Stadtpark, großzügig umzubauen. Es entstand südlich des bestehenden noch kurzen Bahnsteiges ein weiterer längerer Bahnsteig. Der alte Bahnsteig wurde ebenfalls verlängert. Der alte Zugang unter der Brücke an der Saarlandstraße wurde geschlossen, denn dafür entstand an der Südseite des Bahndamms ein neues Empfangsgebäude mit einer sehr großzügigen Eingangshalle. Die Pläne hierzu lieferte Walther Puritz.
Zusätzlich entstand westlich des nun viergleisigen Bahnhofs eine umfassende Abstellanlage mit einer großen Wagenhalle. Damals war es üblich, die Züge in den nächtlichen Betriebspausen in Hallen abzustellen. Da die Kapazitäten in Barmbek dafür erschöpft waren, war der Bau dieser Halle nötig geworden. Er wurde maßgeblich von der Stadt Hamburg finanziert, um die Staatswagen abstellen zu können. Die umfangreichen Gleisanlagen wurden an die mittleren Gleise der Haltestelle angeschlossen. Um den Zugverkehr nicht durch Rangierfahrten zu beeinträchtigen, wurde ein eingleisiger Tunnel geschaffen, so dass die von Borgweg kommenden Züge ungestört die Kehrgleisanlagen unterqueren können.
Zusätzlich entstand auf einem ebenerdigen Gelände am Wiesendamm eine neue Bahnmeisterei. Die Bahnmeisterei ist für die Unterhaltung der Gleisanlagen und der elektrischen Einrichtungen im gesamten Netz zuständig. Viele Züge, die bislang in Barmbek endeten, wurden nun bis Stadtpark weitergeführt. Dieses neue Betriebsgelände diente nun als Ergänzung zu den baulich nicht erweiterbaren Anlagen an der Hellbrookstraße.
Im 2. Weltkrieg gab es einige Beschädigungen am Bahnhofsbauwerk. So wurden beispielsweise die Treppen-Einhausungen zerstört. Sie waren vollverglast und besaßen ein überkragendes Flachdach. Puritz schuf hier Bauwerke, die den Vorstellungen des Bauhaus entsprechen. (Vergl. Fußgängerbücke Kellinghusenstr.) Nach dem Krieg erfolgte der Wiederaufbau in schlichter und konservativer Form mit roten Ziegeln und Walmdach.
Seit 1970 trägt der U-Bahnhof zur Unterscheidung des damals noch gleichnamigen S-Bahnhofs den Namen Saarlandstraße. Übrigens wurde der S-Bahnhof am selben Tag in Alte Wöhr umbenannt.
In den 70er Jahren wurde die Abstellanlage stark verkleinert und die Wagenhalle stillgelegt. Sie wird heute anderwertig genutzt. Nach wie vor noch vorhanden ist die Gleisbauwerkstatt mit den Lagerflächen. In Saarlandstraße sind die Werkstatt-Fahrzeuge beheimatet.
Schachbrett
Am Gleis 3, dem inneren Gleis des südlichen Bahnsteiges, kann man den Urahnen einer Hamburger U-Bahnspezialität sehen: einen sogenannten "teilerhöhten Bahnsteig". Hier wurde 1990 erstmals der Versuch unternommen, mit knappen Mitteln einen Bahnsteig derart zu erhöhen, dass ein barrierefreier Zustieg zum Zug möglich ist. Traditionell muss man vom Bahnsteig in den Zug eine mehr oder weniger hohe Stufe überwinden. Diese Teilerhöhung auf einige Meter Länge um etwa 10 bis 15 cm erhöht wurde in den folgenden Jahren überall dort verwirklicht, wo ein Aufzug oder sonstiger barrierefreier Zugang zum Bahnsteig gegeben ist. Aufgrund der Kurvensituation einiger Bahnsteige im U-Bahnnetz ist eine komplette Bahnsteigerhöhung nicht immer möglich, obwohl sie natürlich wünschenswert wäre. Bei der Wahl der Lage auf der Länge des Bahnsteiges ist sichergestellt, dass immer ein und der selbe Wagen eines U-Bahnzuges an diesem speziellen Bereich des Bahnsteiges zum Halten kommt. Um den Bereich, trotz seiner Rampen, zusätzlich auffällig zu machen, erhalten die erhöhten Bereiche einen sich vom übrigen Bahnsteigbelag abhebenden schwarz-weißen Plattenboden in Form eines Schachbretts.
Fahrzeiten der U-Bahn ab Saarlandstraße
Barmbek = 2 Min | Barmbek = 38 Min Wandsbek-Gartenstadt = 43 Min |
alle 5 Min. Ri. Barmbek auf 3
alle 5 Min. Ri. Wandsbek-Gartenstadt auf 9